Forschung und Projekte

Im Forschungsbereich Angewandte Germanistik, einem Klagenfurter Spe­zifikum, werden Produktions-, Verarbeitungs- und Vermittlungsprozesse von Buch­medien, literarischen Texten und ihren transmedialen Manifestationen (z.B. Literatur­verfilmungen) und politischen Kontexten (z.B. staatliche Literaturförderung) untersucht. Mediale, wirtschaftliche, politische und vor allem rezeptionsorientierte Zusammenhänge stehen dabei ebenso im Blickpunkt wie literarische und literatur­betriebliche Entwicklungen des gesamten deutschen Sprachraums unter besonderer Berücksichtigung der spezifischen kulturellen und politischen Kontexte in Österreich.

Einzelne Forschungsarbeiten beschäftigen sich mit dem Zusammenhang zwischen Verlagskommunikation und Literaturkritik (z.B. Kreation von AutorInnen-Images), Kanon und Kulturpolitik, Literaturpreisen (z.B. Ingeborg-Bachmann-Preis), Bestsellerforschung und rezeptionsorientierter LeserInnenforschung.

Ursprünglich als praxisrelevantes Angebot an Studierende konzipiert, war die Angewandte Germanistik zunächst auf den Auf- und Ausbau eines einschlägigen Lehrangebots aus­gerichtet. Seit 2005 wurde der Schwerpunkt mit stärkeren Forschungsakzenten weiterentwickelt. Dafür bildet die projektspezifische Zusammenarbeit mit ExpertInnen aus der Praxis sowie aus fachverwandten Forschungsbereichen (Buchwissenschaften, Kommuni­kationswissenschaft, Linguistik, Soziologie, Erwachsenenbildung) die Voraussetzung. In methodischer Hinsicht wurde das literaturwissenschaftliche Spektrum um Ansätze aus der kulturwissenschaftlichen Forschung und der empirischen Sozialforschung erweitert. Der Sammelband Neues vom Buch (2011) dokumentiert diesen spezifischen Ansatz inter- und transdisziplinärer Buchmedienforschung, der zur Kooperation mit der Internationalen buchwissenschaftlichen Gesellschaft geführt hat (z.B. Ausrichtung des Young Scholars Day 2012 an der AAU).


Aktuelles Projekt:

Bedeutungen literarischer Texte aushandeln. Kommunikation in Lesegemeinschaften. http://lesegruppen.aau.at/

untersucht zwei zeitgenössische Organisationsformen literaturbezogener Kommunikation: Lesegruppen (Lesekreise face to face) und Leseforen (online). Aus­gangs­punkt ist die teilnehmende Beobachtung dreier privater Lesekreise in Kärnten und Wien (sechs aufeinander folgende Buchdiskussionen, standardisierte Befragung, qualitative Datenanalyse). Den Diskussionen von 18 literarischen Texten (Romanen) werden die entsprechenden onlinespezifischen Kommunikationsakte in Foren gegenübergestellt. Ziel ist eine rezeptionssoziologische Analyse der Verständigungs-, Interpretations- und Bewertungsprozesse innerhalb des jeweils spezifischen Kommunikationssettings (Gruppe, Forum) und im Vergleich. Auf der Mikroebene werden vor allem gruppenspezifische Kommunikationsprozesse untersucht, auf der Makroebene der Einfluss literarischer Bildung und Tradition, repräsentiert durch Kanon (Leselisten, Deutungskanon) sowie Regulative des literarischen Feldes, wie sie sich in literaturbezogenen Mediendiskursen (Rezensionen, Buchtipps, Interviews) zeigen. Der theoretische Rahmen rekurriert auf Bourdieus Kapital- und Feldtheorie, Vergnügungstheorie, literatur- und medienspezifischen Ansätzen aus der Rezeptionsforschung und Wissenstheorie mehr dazu hier.

Dieses Forschungsprojekt wird von Österreichs zentralem Fond zur Förderung der Grundlagenforschung, dem FWF, gefördert (Laufzeit Okt. 2014-Okt. 2018). Beteiligte Institutsmitglieder: Doris Moser (Leitung), Gerda Elisabeth Moser, Katharina Perschak; assoziierte Forscher_innen: Claudia Dürr (Universität Wien), Anke Vogel (Universität Mainz), Sandra Rühr (Universität Erlangen).http://lesegruppen.aau.at/